St. Clemens

St. Clemens, Horrem

Die Clemenskirche, auf einer Anhöhe am westlichen Villehang gelegen, hat eine abwechslungsreiche und weit zurückreichende Geschichte. Neben Spekulationen um mögliche, vorchristliche Opferstätten in diesem Gebiet – keltische und römische Siedlungsfunde legen dies nahe – kann es als gesichert angesehen werden, dass hier verschiedene Befestigungsanlagen aus karolingischer Zeit standen und in diesem Zusammenhang, noch vor dem Jahr 1000, eine erste Kirche errichtet wurde. So zählt die Clemenskirche in ihren Ursprüngen zu den ältesten Kirchenbauten des Rhein-Erft-Kreises. In der nunmehr über 1000-jährigen Geschichte der Kirche wurde diese immer wieder erweitert und nach neuen Erkenntnissen umgebaut. Dem ältesten Teil, ein einfacher Saalbau im heutigen hinteren Teil der Kirche, wurde in bereits romanischer Zeit (ca. 11. Jh.) ein südliches Seitenschiff sowie im Westen ein Turm beigefügt. Hier sind heue noch Reste der ursprüglichen Wandbemalung sichtbar, die bei den zahlreichen Bauarbeiten in der Neuzeit konserviert werden konnten. Bereits gut hundert Jahre später musste ein weiteres Seitenschiff im Norden angebaut werden. So war aus der kleinen karolingischen Saalkirche eine respektable, dreischiffige Dorfkirche mit einem Turm und einer Länge von 15,10 Metern und einer Breite von 13,60 Metern geworden.

Im 15. Jh. wurden Teile im Stile der Spätgotik umgebaut, die nächsten großen Bautätigkeiten folgten im 19. Jh., als die Kirche der mittlerweile stark gewachsenen Gemeinde nicht mehr ausreichend Platz bot und zudem viele Teile baufällig geworden waren. Der Grundstein dieses Erweiterungsbaus wurde am 19. Oktober 1851 gelegt, fast genau ein Jahr später konnte die erweiterte Kirche durch Weihbischof Baudri konsekriert werden. Gut 70 Jahre später war die nunmehr erweiterte Kirche erneut zu klein geworden, weshalb sich zunächst Pfarrer Nettekoven und dann sein Nachfolger Pfarrer Wilhelm Keuchen Gedanken über einen Neubau machen mussten. Unter Keuchen, dem letzten Pfarrer an St. Clemens, konnte nach manchen Schwierigkeiten 1931 die Christus-König-Kirche gebaut werden. Im Zweiten Weltkrieg wurde vor allem das Dach der Clemenskirche durch Flak- und Bombensplitter beschädigt, die Reparatur gestaltete sich auf Grund der Kriegswirren schwierig. Zu Beginn der 1950er Jahre musste die mittlerweile wieder baufällig gewordene Clemenskirche gründlich restauriert werden, eine weitere Umgestaltung fand 1978 statt und schuf weitgehend das heutige Erscheinungsbild der Clemenskirche. Das nächste Projekt war die Bestandssicherung des romanischen Turms, die sich bis 1993 hinzog. Eine Besonderheit befindet sich im Glockenturm von St. Clemens. Die „Marienglocke“, eine Glocke aus dem Jahre 1453, stammt wohl aus der gleichen Werkstatt wie die Domglocken „Speziosa“ und „Preciosa“ und kann als deren Schwester gelten. Ergänzt wird das Geläut durch die „Clemensglocke“ von 1648 und die Josefsglocke, gegossen 1960. Die ursprüngliche dritte Glocke, die „Katharinenglocke“ von 1648, war im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen worden. Bis heute werden in der altehrwürdigen Clemenskirche regelmäßig Gottesdienste gefeiert, und am Abend, wenn die Kirche angestrahlt wird und dadurch in goldenem Licht schimmert, thront sie wie vor über 1000 Jahren über der Ortschaft in der Erftniederung.

Quelle: Holthausen, Josef, „Im Schatten von St. Clemens – Baugeschichte und Restaurierungsarbeiten“, Kerpen-Horrem, 1992.

 

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